Donnerstag, 9. Juli 2015

Geduld ist eine Tugend

Hey da draußen,

je kürzer mein Maßband wird, desto weniger kann ich glauben, dass es nur noch wenige Tage bis zum Abflug sind. In 12 Tagen um diese Zeit sitze ich im Flieger nach Madrid? Neee, kann gar nicht sein. Dementsprechend bin ich auch ein wenig über mich selbst überrascht. So wechselhaft war ich schon lange nicht mehr. In 10 min kann sich mein kompletter Gemütszustand bezüglich Chile ändern. Mal kann ich es kaum erwarten, ein anderes Mal zitter ich vor Angst, denn wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich eine große Abneigung gegenüber dem Fliegen hege. Daher zieht mich dieser Gedanke an den Stress am Reisetag oftmals sehr runter und ich habe gar keine Vorfreude mehr. Ich weiß selbst, dass das eine absolute Verschwendung ist, denn Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, aber ich kann mich einfach nicht zusammenreißen. Es ist schon kurios, dass ich mich zur Freude aufrufe, aber das ist die Wahrheit.
Was mich allerdings wirklich sehr freut ist der Kontakt mit meiner Gastfamilie. Am Anfang war es ein bisschen beschwerlich, da meine Email, welche ich an die Familie schrieb, als ich die Adresse bekam, nicht ankam. Das wusste ich jedoch nicht - woher auch – und so machte ich mir viele Sorgen und kam mit vielen Ideen um die Ecke, warum meine Familie denn nicht antwortet.
  • Vielleicht haben sie sich umentschieden und wollen doch keinen Gastschüler mehr aufnehmen
  • Meine Email war unsympathisch geschrieben und jetzt sind sie genervt von mir und wollen einfach nicht zurück schreiben
  • Es gibt in dem Dorf kein Internet (was mich nach längerem Nachdenken echt beunruhigte)
  • Meine Gastfamilie ist unsympathisch und will einfach nicht antworten
    Oder:
  • Jemand in der Familie ist gestorben

Ich war zwei Wochen lang sehr besorgt und hing nur noch diesen Gedanken nach, obwohl es keinerlei Anzeichen für meine Vermutungen gab. Um sicher zu gehen schickten wir dann noch einmal eine Email vom Account meiner Mutter und bereiteten einen nicht virtuellen Brief für die Luftpost vor, für den Fall, dass es kein Internet gibt. Und siehe da – die zweite Email wurde noch an diesem Tag beantwortet und meine Gastschwester schrieb mich auf Whatsapp an. Ich war so erleichtert! Jetzt weiß ich schon mehr über meine Gastfamilie und meine Befürchtungen haben sich alle als vollkommen unbegründet herausgestellt. Jetzt im nach hinein bin ich über meine weit hergeholten Ideen ziemlich belustigt. Also wenn jemand, der das hier gerade liest, dasselbe Problem haben sollte. Hab Geduld. Deine Gastfamilie hat dich aus mehreren Schülern ausgewählt. Sie will wirklich dich und wird sich sicherlich auch nicht umentscheiden. Es kann immer etwas sein weswegen sie vielleicht nicht antworten kann, aber meist steckt nicht so etwas großes dahinter, was du dir vorstellst.
Ich wünsche euch viel Geduld und vorallem Vorfreude auf das, was noch so kommen mag.


Pauli

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