Hey da draußen,
je kürzer mein Maßband wird, desto
weniger kann ich glauben, dass es nur noch wenige Tage bis zum Abflug
sind. In 12 Tagen um diese Zeit sitze ich im Flieger nach Madrid?
Neee, kann gar nicht sein. Dementsprechend bin ich auch ein wenig
über mich selbst überrascht. So wechselhaft war ich schon lange
nicht mehr. In 10 min kann sich mein kompletter Gemütszustand
bezüglich Chile ändern. Mal kann ich es kaum erwarten, ein anderes
Mal zitter ich vor Angst, denn wer mich persönlich kennt, weiß,
dass ich eine große Abneigung gegenüber dem Fliegen hege. Daher
zieht mich dieser Gedanke an den Stress am Reisetag oftmals sehr
runter und ich habe gar keine Vorfreude mehr. Ich weiß selbst, dass
das eine absolute Verschwendung ist, denn Vorfreude ist ja
bekanntlich die schönste Freude, aber ich kann mich einfach nicht
zusammenreißen. Es ist schon kurios, dass ich mich zur Freude
aufrufe, aber das ist die Wahrheit.
Was mich allerdings wirklich sehr freut
ist der Kontakt mit meiner Gastfamilie. Am Anfang war es ein bisschen
beschwerlich, da meine Email, welche ich an die Familie schrieb, als
ich die Adresse bekam, nicht ankam. Das wusste ich jedoch nicht -
woher auch – und so machte ich mir viele Sorgen und kam mit vielen
Ideen um die Ecke, warum meine Familie denn nicht antwortet.
- Vielleicht haben sie sich umentschieden und wollen doch keinen Gastschüler mehr aufnehmen
- Meine Email war unsympathisch geschrieben und jetzt sind sie genervt von mir und wollen einfach nicht zurück schreiben
- Es gibt in dem Dorf kein Internet (was mich nach längerem Nachdenken echt beunruhigte)
- Meine Gastfamilie ist unsympathisch und will einfach nicht antwortenOder:
- Jemand in der Familie ist gestorben
Ich war zwei Wochen lang sehr besorgt
und hing nur noch diesen Gedanken nach, obwohl es keinerlei Anzeichen
für meine Vermutungen gab. Um sicher zu gehen schickten wir dann
noch einmal eine Email vom Account meiner Mutter und bereiteten einen
nicht virtuellen Brief für die Luftpost vor, für den Fall, dass es
kein Internet gibt. Und siehe da – die zweite Email wurde noch an
diesem Tag beantwortet und meine Gastschwester schrieb mich auf
Whatsapp an. Ich war so erleichtert! Jetzt weiß ich schon mehr über
meine Gastfamilie und meine Befürchtungen haben sich alle als
vollkommen unbegründet herausgestellt. Jetzt im nach hinein bin ich
über meine weit hergeholten Ideen ziemlich belustigt. Also wenn
jemand, der das hier gerade liest, dasselbe Problem haben sollte. Hab
Geduld. Deine Gastfamilie hat dich aus mehreren Schülern ausgewählt.
Sie will wirklich dich und wird sich sicherlich auch nicht
umentscheiden. Es kann immer etwas sein weswegen sie vielleicht nicht
antworten kann, aber meist steckt nicht so etwas großes dahinter,
was du dir vorstellst.
Ich wünsche euch viel Geduld und vorallem Vorfreude auf das, was noch so kommen mag.
Pauli
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