Donnerstag, 29. September 2016

Vom Abschied

Hey da draußen!

Mir ist durchaus bewusst, dass es ziemlich lange her ist, seit ich mein geliebtes Chile verlassen musste, aber diese Unregelmäßigkeit kennt man ja nun von mir.
Hach, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... Nach der letzten Orientation in Villa Alemana von YFU kam so langsam Abschiedsstimmung auf. Oft kam die Frage in der Schule, wann ich zurückkehren werde, gepaart mit traurigen Blicken und vielen Umarmungen. Wahrhaben wollten meine Freunde, Familie und ich das Ganze trotzdem nicht. Doch gerade durch die Ablenkung und auch den Stress bezüglich meiner Reisedokumente, Abschiedsgeschenken und Parties verging der letzte Monat im Zeitraffer. Ich verabschiedete mich von meinen Austauschfreunden in Vallenar zuerst, da wir verschiedene Abreisedaten hatten. Damit begann die eigentliche Phase des Loslassens. Ich reflektierte viel über meine genutzte und auch nicht genutzte Zeit während des Jahres, wie komplett fremde Menschen nach und nach unglaublich wichtig werden und nicht mehr aus dem Leben wegzudenken sind, wie ich lernte die Sprache zu beherrschen und die Kultur Chiles in mich aufsaugte. Diese ganz normalen Prozesse geschehen so fließend, dass man sie nur rückblickend wahrnimmt. Alles was ich spüre, wenn ich auf diesen Teil meines Lebens zurückblicke, ist unendliche Dankbarkeit, dass ich dieses Wunder erleben durfte.
Ich versuchte genau dieses Gefühl meine Mitmenschen spüren zu lassen, sie sind schließlich der größte Teil dieser Erfahrung. Dieser letzte Abschnitt meines Jahres schweißte meine Chilenen und mich noch einmal stärker zusammen. Ich unternahm viel und nutzte jede Minute meiner verbliebenen Zeit und besonders in der letzten Woche überschlugen sich die Ereignisse. Meine Freunde und Mitschüler schmissen eine riesen Überraschungsparty, der Hund meiner Schwester gebar seine Welpen mitten in der Nacht in unserem Schrank (zum Glück nur auf den Klamotten von Fernanda ^^) und an meinem letzten Schultag wurde ich mit einer typisch chilenischen Tradition verabschiedet, indem mich meine Klassenkameraden überraschenderweise mit Eiern und Mehl bewarfen und mich in den Brunnen vor der Schule warfen. An meinem anschließenden "walk-of-shame" heimwärts hatte das ganze Dorf seinen Spaß - gern geschehen.
Einen Tag vor meiner Abreise schaute ich nochmal in meiner Schule vorbei und verabschiedete mich von allen Lehrern und Assistenten der Schule. Da es bei uns sowieso ein lockeres Verhältnis zwischen Lehrern gab, war es vollkommen legitim, dass auch einige Tränen flossen. Generell war ich in den letzten Tagen sehr nahe am Wasser gebaut - ich hatte die emotionale Belastung am Ende meines Auslandsjahres komplett unterschätzt.
Und ehe ich mich versah war der gefürchtete Tag meiner Abreise gekommen. In meiner Erinnerung durchlebe ich das alles wie in Trance, so unwirklich war diese ganze Situation. Meine engsten Freunde versammelten sich am Plaza und wir verbrachten unseren letzten Stunden zusammen. Ich hielt eine ziemlich dramatische und tränenreiche Rede und wollte gar nicht mehr aufhören diese wunderbaren Menschen an mich zu drücken, ihre Gerüche und Worte fest in mein Herz einzuschließen. Zuhause aß ich ein letztes Mal Abendbrot mit meiner Familie und verlud meinen Koffer ins Auto. Ich verabschiedete mich von meinem Zuhause, unserem Zimmer und den Tieren und fuhr mit meiner Familie nach Vallenar zum Busbahnhof. Ein paar Freunde fuhren im Jeep eines Kumpels mit uns und in Vallenar stieß dann noch mein Lehrer beziehungsweise Begleitperson hinzu. Es wurden letzte Fotos geschossen, Worte gesprochen und Gruppen-umarmt. Es viel mir wirklich schwer, endlich los zu lassen und in den Bus zu steigen, unwissend wann ich zurückkehren werde, doch als der Busfahrer zum zweiten Mal hupte, trennten wir uns schließlich.
Den schwersten Teil hatte ich nun hinter mir. Im Bus schlief ich sofort ein, diese Trennungen machen einen wirklich fertig und sind mitunter sehr überfordernd, unterschätzt das nicht, ihr Austauschschüler da draußen! Nehmt euch Zeit und lebt diesen Abschnitt ganz bewusst... In Santiago wurde sich dann auch nochmal verabschiedet und danach wurden wir letztendlich zum Flughafen gebracht. Nach einem kurzen Schockmoment, verursacht durch ein angeblich falsches Dokument für meine Ausreise, saß ich schließlich mit den anderen Deutschen am Gate. Ab dort gab es nun wirklich kein zurück mehr, sodass ich mich langsam an den Gedanken der Rückkehr gewöhnte und auch freuen konnte, endlich all die Menschen ,die ich vor einem Jahr zurückließ wieder zu sehen. Ohne weitere Zwischenfälle landeten wir nach ca eineinhalb Tagen Reise in Berlin, natürlich regnete es. Ich werde dieses Gefühl der Vorfreude nie vergessen, mit dem ich am Kofferband stand, wissend dass mich und meine Familie und Freunde nur noch eine Tür trennte. Mit Plakaten und Jubeln wurde ich dann letztendlich in Empfang genommen und mit diesem Ereignis ist mein Jahr in Chile für mich abgeschlossen. Es war eine unfassbar gute Zeit, die ich nicht missen möchte. Viele Hochs und Tiefs haben mich geprägt und geformt wie ich momentan bin und damit bin ich ziemlich zufrieden. Ich bin glücklich, eine so gute und wichtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch ohne die Menschen die mich die Ganze Zeit unterstützten hätte ich es nicht geschafft, tausend Dank!

Uff, ich hoffe das war jetzt nicht zu erschlagend so alles auf einmal... Dieser Blog ist damit offiziell beendet. Es war mal was anderes für mich und ich hoffe auch, dass ich ein paar Menschen unterhalten, belehren oder vielleicht auch nur mal kurz aus dem Alltag entführen konnte.

Ich wünsche euch alles Gute für eure Zukunft und weiteren Abenteuerdurst, macht's gut!

- Pauli

Überraschung! Kein Blogeintrag ohne Fotos...


                                                                Nach der Mehl-Aktion.







                             Am letzten Schultag überreichte ich mein Present für meine tolle Klasse.




                                                                Frühstück mit der Klasse.


                                             Alle unterschrieben auf meiner Schul-Uniform.


                                                                     Letztes Mal feiern...






Freitag, 27. Mai 2016

Vom Süden

Hey da draußen,

Es ist zwar schon eine ganze Weile her, dass ich die Reise mit yfu in den Süden Chiles unternahm, aber besser spät als nie, hab ich recht?
Ende März fuhr ich also mit Freja, einer Austauschschülerin aus Dänemark, die in Vallenar wohnt, nach Santiago. In Chile fährt man entweder mit Reisebus oder fliegt, im Gegensatz zu Deutschland, wo man ja eher mit Zug fährt, aber Vergleiche zur Deutschen Bahn kann man trotzdem machen (sorry Papa). Nach 10 Stunden mehr oder weniger schlafloser Busfahrt wurden wir dann ins Büro von yfu Chile gebracht, welches außer Arbeitsräume auch über einen großen Saal mit unter anderem 2 Tischtennisplatten und Schlafzimmer verfügt. Bis zum Nachmittag waren dann auch die restlichen eingetroffen, die an der Reise teilnahmen. Insgesamt waren wir 16, was, wie man uns sagte, im Vergleich zum letzten Jahr sehr wenig ist. Wir stiegen in unseren eigenen Reisebus und fuhren die Nacht hindurch nach Pucón. Dort angekommen stellten wir nur schnell das Gepäck in den Bungalows ab und dann ging es auch schon zu einem kleinen Museum über die Kultur der Mapuche, das indigene Volk Chiles. Wir lernten viel über die Bräuche und Traditionen, im Besonderen die ungewöhnlichen und einzigartigen Instrumente, die wir auch ausprobieren durften. Alle unsere Tage waren komplett mit Programmen durchgeplant wie zum Beispiel Wildwasser-Rafting, Kanopy (ich bin sehr stolz auf mich, dass ich meiner Höhenangst die Stirn geboten hab), einen Besuch in der Therme und generell Sightseeing. Pucón ist eine sehr idyllische kleine Stadt, voller Touristen und einem tollen traditionellen Markt, in dem man von Alpaka-Socken bis Postkarten so ziemlich alles findet. Nach 2 Tagen dort fuhren wir weiter nach Puerto Varas. Wir waren den gesamten darauffolgeneden Tag von 7 Uhr bis 18 Uhr auf einer "Safari", für die wir 2 Stunden lang die wunderschönen Seen "Lagos 3 Santos" überquerten und in einem Truck die Argentinische Grenze kreuzten. Die Natur ist unfassbar schön! Das Wasser ist himmelblau und den Horizont prägt ein majestätischer Vulkan. Felsformationen wie im Erzgebirge und Fjorde wie in Norwegen - Chile hat schon einiges zu bieten. Die letzten Tage verbrachten wir in ein paar anderen Städten, die wir auf dem Weg zurück nach Santiago durchquerten. Ich hatte vorallem die Wälder und den Regen vermisst und es tat mir total gut, das mal wieder zu erleben.
Für die letzten 2 Tage, die wir in Santiago verbrachten, bekam jeder Austauschschüler eine Gastfamilie aus Santiago zugeteilt. Ich war mit Freja in der Familie einer Mitarbeiterin von yfu untergebracht. Es war sehr erfrischend neue Personen kennen zu lernen und in den Alltag einer anderen Familie hinein zu schauen. Am Abend des vorletzten Tages war im yfu-office ein internationales Dinner geplant, zu dem jeder ein selbstgekochtes Gerischt aus seinem Heimatland beitragen sollte. Den Nachmittag diesen Tages verbrachten Freja und ich also in der Küche unserer Gastfamilie und kochten zusammen, was sehr spaßig war, da ich nicht wirklich wusste, was ich da überhaupt tue. Am Abend fanden sich dann alle mit ihren Familien im Büro ein und genossen das Essen, schauten sich eine Diashow mit Bildern der Reise an und unterhielten sich. Alle haben sich im Laufe des Jahres sehr verändert und es war dementsprechend recht interesant sich wiederzusehen. Am Abreisetag fuhr unser Bus erst spät am Abend, sodass wir den Rest des Tages Zeit hatten mit der Familie eine Sightseeing-Tour zu veranstalten. Wir besuchten la moneda (vergleichbar mit dem Reichstag) und das lebendige Stadtzentrum,  waren auf den Hügeln am Stadtrand, guckten uns Millionärsvillen an und betrachteten Santiago von oben.

Auch wenn die Reise ziemlich teuer war, hat es sich für mich am Ende auf jeden Fall gelohnt, da ich den Süden noch nicht kannte und viel gelernt habe über Chile aber auch über mich. Vor einer Woche war die Orientation von yfu für die Abreise und die Zeit des Verabschiedens ist angebrochen. Bevor ich aber nach Deutschland zurückkehre melde ich mich nochmal. Bis dahin wünsche ich euch schöne Erlebnisse und leckeres Essen.

Pauli

 Es gibt viele schöne Wasserfälle im Süden. 

 Während wir die Seen überkreuzten. 

 In Neopränanzügen beim Wildwasser-Rafting. 

 Sonnenuntergang in Pucón. 

 Idylle 


 Nicht nur wir hatten Spaß...


 La Moneda 
 Beim internationalen Dinner
Majestätischer Vulkan 

Mittwoch, 30. März 2016

Von meinen Ferien (Teil 2)

Hey da draußen!

Nun etwas verspätet der 2. Teil meiner Ferien.
Anfang Februar war der Geburtstag meiner gleichaltrigen Gastschwester, anlässlich diesem wir eine Nacht in einem Haus am Strand verbracht haben. Neben ihrer Freundin, deren Cousine und mir waren da noch der 20 jährige Cousin ihrer Freundin und seine 10 Freunde. Das Haus war also gut gefüllt, was aber nichts ausgemacht hat, da wir sowieso nicht geschlafen haben. Am nächsten morgen galt es dann in diesem Nirgendwo zwischen Strand und Wüste ohne jegliche Zivilisation ein Handysignal zu finden, damit unsere Eltern uns abholen können. Das ganze stellte sich jedoch als etwas schwieriger heraus als wir dachten. Nach 2 Stunden laufen am Highway und ein Auto, welches netterweise etwas zu trinken für uns übrig hatte, später fanden wir eine Stelle im Funkloch, an der wir endlich jemanden anrufen konnten, der uns von der Straße aufsammelt. Unerwartete Abenteuer sind die besten, jedoch kann ich erst jetzt im Nachhinein darüber lachen, da ich zu diesem Zeitpunkt wirklich dachte wir müssen die kompletten 60 Kilometer in die nächste Zivilisation laufen.
 Der Ausblick aus der Terasse auf der einen Seite

 Sami, der Hund des Cousins

Der Ausblick auf der anderen Seite der Terasse


1 Woche später fuhr ich mit meiner Schwester für 6 Tage nach La Serena zu unserem Onkel. Die ersten zwei Tage waren wir nur in der Mall unterwegs, da wir für das kommende Schuljahr unsere Uniform aufstocken mussten. Zwischendurch waren wir noch im Stadtzentrum um uns auf den Straßenmärkten umzuschauen und den flair dieser schönen Stadt zu genießen. Am Tag darauf nahmen wir uns vor den Japanischen Park zu besuchen, welcher übrigens der größte in ganz Lateinamerika sein soll. Nach ein paar Komplikationen zwecks der richtigen Buslinie und vielen gefragten Passanten waren wir endlich in der Anlage. Es war ziemlich voll, aber auch sehr grün und schön gemacht. Es tat gut mal etwas anderes außer Wüstenvegetation zu sehen und mal wieder auf einem Rasen zu stehen. Am Abend desselben Tages entschieden wir uns noch zum Leuchturm zu spazieren. Nun ja, abgesehen dass dieser Spaziergang dann doch länger als gedacht war und wir es nicht mehr rechtzeitig zum Sonnenuntergang schafften, konnten wir dafür dann die erleuchtete Skyline der Stadt entlang der Küste bestaunen. Den nächsten Tag nutzten wir noch einmal ausgiebig die Möglichkeit zu shoppen und am letzten Tag vor der Abreise fuhren wir mit der Familie unseres Onkels nach Ovalle, welches eine Stunde entfernt von La Serena liegt.


 Im Japanischen Park



 Am Leuchturm 

 Die Skyline

Im Stadtzentrum 


Zurück daheim fehlte nicht mehr viel bis zum Schulanfang und um die Ferien würdig abzuschließen, entschied meine Familie (bestehend aus meinen 2 kleinen Geschwistern, Fernanda, Mamá und Papá), einen Ausflug ins 2 Stunden entfernte Chañaral de Aceituno zu fahren und dort an deiner Whalewatching-Tour teilzunehmen. Hochmotiviert und in Schwimmweste stiegen wir in das kleine Boot, welches uns zu einer kleinen Insel, welche aufgrund des Humboldtstroms und seiner einzigartigen Artenvielfalt, zum Naturreservat bestimmt wurde, und um diese herum tragen sollte. Doch schon nach circa zehn Minuten machte sich eine gewisse Seeübelkeit bei mir und meinen Geschwistern breit, welche den Trip zu einer kleinen Hölle machte. Eine Stunde lang brauchten wir um über die wellige See bis zur Insel zu gelangen. An der Küste der Insel und auf den Felsen sahen wir dann schon die ersten Seevögel, darunter auch Pinguine. Ein Stückchen weiter, bevor man sie eigentlich sah, konnten wir schon die Robben und Seelöwen riechen und hören. Die meisten von ihnen chillten in der Sonne, aber manche trauten sich auch schwimmend etwas näher ans Boot. Spätestens ab da hatten wir alle unsere Seekrankheit vergessen und bestaunten das Geschehen und lauschten den Worten unseres Guide. Nachdem wir die Insel nun fast komplett umrundet hatten, tauchte plötzlich ein Schwarm Delphine direkt um uns herum auf. Es war ein unglaubliches Gefühl diese Tiere einmal in freier Wildbahn zu erleben und sie so nah zu sehen. Umso erschüttert war ich auch, als uns erzählt wurde, dass die Industrie die Insel bebauen will um Rohstoffe zu suchen. Das komplette Ökonomische System würde zerstört werden und die Vögel würden ihre Brutstätten verlieren. Von dem industrellen Müll brauchen wir gar nicht erst anfangen. Die Dorfbewohner erzählten uns, dass sie seit Monaten versuchen darauf aufmerksam zu machen, jedoch mit bisher wenig Erfolg, da es doch eine sehr kleine Region mit wenig Einwohnern ist, die schnell untergeht und kein Mitspracherecht bekommt. Geld regiert die Welt.






Jetzt habe ich schon seit fast einem Monat wieder Unterricht und muss sagen, dass ich es eigentlich begrüße und gerne gehe. Meine Klasse ist jetzt im letzten Schuljahr und macht im Dezember ihr PSU (Abitur), daher ist das Programm an sich schon ein wenig straffer, aber ich bin sicher, dass sie das schaffen.

 Am ersten Schultag durfte ich eine kleine Rede vor allen Schülern halten.

 Mit der Schule waren wir im örtlichen Theater um uns das Stück "minero 34" anzusehen. Danach haben wir als Klasse noch ein Foto mit den Schauspielern gemacht.



Je nachdem wann ich es schaffe diesen Eintrag hochzuladen, bin ich entweder schon auf der Reise von YFU in den Süden Chiles oder fahre heute los. Also wisst ihr Bescheid was euch im nächsten Eintrag erwartet.
Bis dahin wünsche ich euch viele Frühlingsgefühle und einen zauberhaften Tag!

Pauli

Dienstag, 2. Februar 2016

Von meinen Ferien (Teil 1)

Hey da draußen,

ich melde mich mal wieder aus dem sommerlich-warmen Chile. Wir befinden uns noch mitten in den Ferien und da ich mir gerade wieder über die Existenz meines Blogs bewusst geworden bin, dachte ich mir, ich erzähl mal ein bisschen, was ich bis jetzt so getan hab.
Kurz nach meinem letzten Post stand ja schon Weihnachten vor der Tür. Heiligabend hat meine Familie separat verbracht, sodass wir im kleinen Kreise meiner Gastmama und meiner Geschwister zelebriert haben. Mein Gastvater war leider über die Festtage arbeiten und nicht Zuhause, weshalb generell der Abend sehr ruhig verlaufen ist. Um Mitternacht haben wir Steak mit verschiedenen Beilagen gegessen und danach wurden die Geschenke ausgepackt. Später kam meine große Schwester noch mit ihren Kindern vorbei und wir haben den restlichen Abend zusammen verbracht. An Silvester war mein Gastpapa dann wieder da und und wir haben den Vormittag das Haus zurecht gemacht. Kurz vor Mitternacht haben wir dann gespeist und als es 12 schlug gab es Konfetti, Tischfeuerwerk, Sprühschaum und herzliche Umarmungen. Danach haben wir vom Fenster aus das Feuerwerk des Dorfes betrachtet und gegen 2 Uhr sind meine Gastschwester und ich mit Freunden feiern gegangen. Nachdem wir 10 Uhr morgens nach Hause kamen ging es auch schon gleich mit der Familie an den Strand - ich glaube ich war noch nie so müde.
                     Im Verlauf des Januar habe ich mich mit Freunden zum Baden oder wandern getroffen, bin nach Vallenar gefahren, hab meine Schwester bei ihren Vorbereitungen für einen Gesagswettbewerb geholfen  (2. Platz) und habe viel - wie ich gerne zu sagen pflege - gechillt. In der Mitte des Monats ist leider mein Welpe Maja erkrankt und nach einer Woche des Leidens verstorben. Ich hatte noch nie so eine starke Bindung zu einem Tier und war/bin daher auch sehr getroffen und traurig, bin aber auch dankbar, sie in meinem Leben gehabt zu haben. Wir haben sie alle zusammen unter einem Baum beerdigt und ich bin froh, dass alle (besonders meine Gastmama) mich unterstützt haben und mit mir getrauert haben. Das hat meine Gastfamilie und mich nochmal besonders zusammengeschweißt und unser Band gestärkt.
Ende Januar, also letztes Wochenende, waren meine Schwester und ich mit Freunden am Strand campen. Wir hatten so viel Spaß zusammen und ich habe mit die schönsten Momente meines Jahres in diesem Tagen erlebt. Es war unglaublich, den Sonnenuntergang zu beobachten, während wir auf den Felsen am Meer saßen, hinter uns das Lagerfeuer, und dem Gitarrenspiel eines Freundes lauschend... Hach wie schade, dass es schon vorbei ist.
Im weiteren Verlauf der Ferien ist bis jetzt noch eine Fahrt in den Süden Chiles zu Verwandten geplant und wahrscheinlich nochmal ein paar Tage in La Serena. Das werde ich dann in meinen nächsten Einträgen berichten.

Bis dahin wünsche ich euch traumhafte Momente mit den Menschen, die euch was bedeuten und ein tolles 2016!

Pauli

Natürlich gibt es jetzt noch ein paar Bilder :)

Vallenar aus dem Busfenster. 

Auf einem Straßenmarkt mit meiner Schwester. In unseren Händen ein typisch chilenisches Getränk namens mote con huesillos.

 Beim wandern auf den Hügeln im Umland Freirinas.




Freirina vom Hügel aus. 

Melvin - eine ausgehöhlte Honigmelone mit Zucker und Weißwein gefüllt. 

Am Fluss. 

Beim campen. 





Donnerstag, 24. Dezember 2015

Von der Sprache

Hey da draußen,

wir unterliegen gerade einem Stromausfall und bevor ich mich über Langeweile beklage, bringe ich euch lieber mal so ganz allgemein auf den neusten Stand.
Diese Woche beginnen die Sommerferien, was ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte, da ich eigentlich gerne hier zu Schule gehe  (konnte es selbst kaum glauben, dass ich so einen Satz noch einmal in meinem Leben schreibe). Meine Familie hat noch keine konkreten Pläne zwecks verreisen, das passiert hier immer eher so spontan, sodass ich mich einfach mal überraschen lasse. Bald steht Weihnachten vor der Tür und ich kann stolz behaupten, dass ich schon fast alle Geschenke fertig habe, nachdem ich am ersten Dezember erstmal panisch im Kreis gerannt bin, da ich nie auch nur die leiseste Ahnung habe, was ich verschenken soll. Dazu kommt, dass mir Ende November mein Portmonee gestohlen wurde und meine neue Kreditkarte noch nicht aus Deutschland angekommen ist - ergo, mein Geld ein wenig knapp ist. Passt um Himmels Willen auf eure Sachen auf, egal wo ihr seid. Die Arbeit will man sich echt ersparen.
Da ich noch nicht wirklich über meine Spracherfahrungen hier geschrieben habe hole ich das jetzt auch gleich mal nach.
Also bei YFU sind Sprachkenntnisse bei den meisten Ländern nicht obligatorisch, aber von meiner Seite wirklich wärmstens zu empfehlen. Ich hatte 2 Jahre Spanisch-Unterricht bevor ich hier her kam, und fühlte mich damit relativ sicher - bis ich ankam. Auf das wichtigste konnte ich zwar antworten, aber den Rest konnte ich am Anfang eigentlich vollkommen vergessen. Die Chilenen reden sehr schnell und undeutlich, da muss man sich erstmal reinfuchsen. Desweiteren werden oft andere Vokabeln als beim Schulspanisch verwendet. Es gibt so typisch chilenische Wörter, die man in der Schule oder anderen Ländern einfach nicht lernt. Auch haben manche Wörter in den verschiedenen südamerikanischen Ländern verschiedene Bedeutungen. Zu diesem Thema kann ich euch ein sehr schönes Video empfehlen  (https://youtu.be/eyGFz-zIjHE). Ich weiß nicht, wie ich es ohne jegliche Kenntnisse überlebt hätte. Meine ersten Wochen sind von vielen Erfolgserlebnissen geprägt. Ich lernte jeden Tag neue Wörter und freute mich jedes mal, wenn ich etwas gleich beim ersten Mal verstanden hab. Nach einigen Wochen konnte ich Sätze wie "no entiendo" (ich verstehe nicht) oder "como?" (wie bitte?) nicht mehr hören. Jeder hat sein eigenes Lerntempo. Manche erzählten mir nach dem ersten Monat, dass sie schon komplett alles verstehen und sagen können, andere wiederum sprechen immer noch fast kein Wort Spanisch. Ich versuche stets mich nicht zu viel mit anderen zu vergleichen, denn das kann manchmal ganz schön runterziehen. Für mich persönlich würde ich sagen, dass ich jetzt erst richtig in die Sprache reingekommen bin, also kurz vor der Halbzeit. Bei mir kommt es jetzt wirklich nur auf das Thema an, ob ich mich ausdrücken kann, oder nicht. Es ist klar, dass einem immer mal Vokabeln fehlen, aber das ist normal. Es gibt auch so Wörter, die kann ich mir einfach nicht merken, da muss ich dann immer wieder aufs neue fragen. Aber die Hauptsache ist dass man überhaupt spricht. Von nichts kommt auch nichts. Man muss sich am Anfang schon ein bisschen überwinden, denn ja der Akzent könnte andere zum lachen bringen oder man bekommt Missverständnisse, wenn man anstatt "mir ist heiß" "ich bin heiß" sagt. Aber hey, man muss auch über sich selbst lachen können! Und es entstehen super Insider über die man mit seinen Freunden noch Monate später lacht.
So, mein Akku verabschiedet sich langsam und ich werde mir nun eine andere Beschäftigung suchen müssen. Ich wünsche euch schöne Weihnachten und viele Lacher - vielleicht über Insider.

Ps: Liebe Grüße an meinen tollen Lehrer und Kontaktperson, der sich die Mühe macht meinen Blog zu übersetzen, um ihn zu lesen.


Pauli

Donnerstag, 26. November 2015

Von meiner Schule

Hey da draußen,

heute möchte ich euch mal ein wenig über meine Schule berichten - Liceo Ramon Freire Serrano.
Wie in Deutschland gibt es Grundschule und Oberschule. Jedoch verbringt man acht Jahre in der ersten Schule und nur 4 in der Oberschule. Diese letzten Jahre werden wieder mit 1. - 4. bezeichnet. Ich gehe in die 11. Klasse, also hier die 3. Ausserdem kann man an der Oberschule zwischen bestimmten Lehrzweigen wählen. Ich gehe mit meiner gleichaltrigen Gastschwester in eine Klasse mit der Humanistischen Richtung - 3. HC (Humanistico Cientifico) ist die richtige Bezeichnung für meine Klasse. Wir haben neben den obligatorischen Fächern wie Mathematik und Sprache nochmal einen extra Literaturkurs, Philosophie und zwei unterschiedliche Geschichtskurse. Ansonsten haben wir noch Chemie, Physik, Sport, Englisch, Biologie, Musik und Algebra. Die erste Stunde beginnt um 8:30 Uhr,  also für mich eine halbe Stunde später als sonst, und endet in der Regel um 17 Uhr. Alle 90 Minuten - jede Stunde hat 45 min und ist meistens im Block - haben wir 15 Minuten Pause und um halb 2 gibt es eine einstündige Pause, in der die Schüler entweder nach Hause gehen können, oder in der Schule Mittag essen können. Da wir nur 5 min von Zuhause bis zur Schule brauchen, gehen wir immer in dieser Pause zum Essen Heim.

Unsere Turnhalle. Links sind noch die Umkleidekabinen und der Ausgang.

Unsere Schule hat eine sehr ungewöhnliche Architektur. Zwei Stockwerke liegen über - und zwei unterschiedliche der Erde. An den Gängen kann man runter in den Hof gucken, welcher von den drei Seiten der Gebäude eingerahmt wird.

Abgesehen von der großen Pause, sind die Tore die Schule während der Schulzeit immer verschlossen, sodass man eine Genehmigung des Schulleiters braucht oder von den Eltern abgeholt werden muss, um die Schule abseits der Pause verlassen zu können. Für das Tor haben wir an unserer Schule ungefähr 5 Männer und Frauen die es auf und zu schließen, wenn man zu spät kommt oder für die restlichen Schüler bei Schulschluss oder der großen Pause. Zu diesen hegen die meisten ein freundschaftliches Verhältnis. Die Schüler werden von ihnen oft mit hijo/hija  (Sohn/Tochter) betitelt und selbst bezeichnen wir sie mit tio/tia  (Onkel/Tante). Auch zu den Lehrern wird ein enges Verhältnis gepflegt. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als sich an meinen ersten Schultag einige Lehrer und Schüler herzlich umarmten, da Ferien waren und sie sich nicht gesehen hatten. Es ist komplett normal die Nummer des Mathelehrers zu haben und in der Pause mit dem Direktor zu quatschen - am ersten Tag machte er sogar ein Selfie mit mir. Auch zwischen den Klassenstufen herrschen weder Hierarchien oder ähnliches. Ich kann nicht mal sagen wer eine Stufe unter oder über mir ist, oder gar, wer mit wem in eine Klasse geht, da alle irgendwie miteinander befreundet sind und die Grenzen verschwimmen.
Der Unterricht ist entspannt, da das Prinzip des Meldens nicht existiert und es keine Mitarbeitsnoten gibt. Desweiteren sind elektronische Geräte wie Handys oder Gameboys jederzeit erlaubt. Es liegt also einzig am Schüler, ob er nun aufpasst und mitschreibt. In Mathematik zum Beispiel bekommen wir meistens Aufgaben, die, wenn wir sie am Ende der Stunde gelöst haben, vom Lehrer mit einem Stempel belohnt werden. Nach einer Klassenarbeit werden die Stempel der letzten Stunden dann zusammengezählt und der Note der Klassenarbeit angerechnet. Somit ist eine Grundmotivation hergestellt, da man am Ende alles nochmal ausgleichen kann, wenn man nur die Stempel hat. Der Anspruch der Fächer variiert und hängt nicht nur vom Lehrer, sondern auch vom Fach an sich ab. In Chemie werden wir damit gequält 40 Seiten über die Energiegewinnung durch Biomasse zu schreiben und in Sport chillen wir größten Teils nur auf den Matten. Wo auf der einen Seite ein niedriges Englisch-Level herrscht, obwohl es seit der Grundschule gelehrt wird, kann mir auf der anderen Seite jeder im Schlaf die Geschichte Chiles rückwärts aufsagen. So schwanke ich zwischen Unter- und Überforderung wie eine schwangere zwischen ihren Gefühlszuständen.
Wie an den meisten Schulen in Chile hat auch meine Schule eine Uniform und generell eine Vorschrift wie man abgesehen von der Uniform auszusehen hat. Gefärbte Haare sind verboten zum Beispiel und mit farbigen Schuhen kommt man auch nicht durchs Tor. Jeden Morgen steht der Direktor mit am Tor und kontrolliert, ob die eintreffenden Schüler auch der Norm entsprechen.

Die Uniform meiner Schule.

 Am ersten Tag nach den Ferien und an sonstigen besonderen Tagen gibt es eine Aufstellung  (nennt man das so?), zu der sich alle Schüler und Lehrer auf dem Hof zusammen finden, der Direktor ein paar Worte sagt und anschließend alle die chilenische Nationalhymne singen, während die Flagge gehisst wird. In der ersten Pause gibt es in der Cafeteria pan  (eine Art flaches Brötchen, welches hier eigentlich ausschließlich gegessen wird) mit entweder Butter, manjar  (süße karamellartige Paste), Avocado, Marmelade oder Käse (jeden Tag nur ein Belag) und Milch oder manchmal auch Kaffee zum Frühstück. Das Mittagessen habe ich noch nie zu Gesicht bekommen, da ich immer Zuhause esse.
So, ich hoffe ich hab soweit nichts vergessen und konnte euch einen kleinen Einblick in meinen chilenischen Schulaltag gewähren. Den Großteil des Gesagten kann ich nur auf meine Schule beziehen, da jede Schule natürlich anders ist und ich nur diese eine besuche.

Ich wünsche euch eine stressfreie Zeit in der Schule und eine besinnliche Weihnachtszeit, falls wir uns davor nicht mehr lesen.

Pauli