Donnerstag, 24. Dezember 2015

Von der Sprache

Hey da draußen,

wir unterliegen gerade einem Stromausfall und bevor ich mich über Langeweile beklage, bringe ich euch lieber mal so ganz allgemein auf den neusten Stand.
Diese Woche beginnen die Sommerferien, was ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte, da ich eigentlich gerne hier zu Schule gehe  (konnte es selbst kaum glauben, dass ich so einen Satz noch einmal in meinem Leben schreibe). Meine Familie hat noch keine konkreten Pläne zwecks verreisen, das passiert hier immer eher so spontan, sodass ich mich einfach mal überraschen lasse. Bald steht Weihnachten vor der Tür und ich kann stolz behaupten, dass ich schon fast alle Geschenke fertig habe, nachdem ich am ersten Dezember erstmal panisch im Kreis gerannt bin, da ich nie auch nur die leiseste Ahnung habe, was ich verschenken soll. Dazu kommt, dass mir Ende November mein Portmonee gestohlen wurde und meine neue Kreditkarte noch nicht aus Deutschland angekommen ist - ergo, mein Geld ein wenig knapp ist. Passt um Himmels Willen auf eure Sachen auf, egal wo ihr seid. Die Arbeit will man sich echt ersparen.
Da ich noch nicht wirklich über meine Spracherfahrungen hier geschrieben habe hole ich das jetzt auch gleich mal nach.
Also bei YFU sind Sprachkenntnisse bei den meisten Ländern nicht obligatorisch, aber von meiner Seite wirklich wärmstens zu empfehlen. Ich hatte 2 Jahre Spanisch-Unterricht bevor ich hier her kam, und fühlte mich damit relativ sicher - bis ich ankam. Auf das wichtigste konnte ich zwar antworten, aber den Rest konnte ich am Anfang eigentlich vollkommen vergessen. Die Chilenen reden sehr schnell und undeutlich, da muss man sich erstmal reinfuchsen. Desweiteren werden oft andere Vokabeln als beim Schulspanisch verwendet. Es gibt so typisch chilenische Wörter, die man in der Schule oder anderen Ländern einfach nicht lernt. Auch haben manche Wörter in den verschiedenen südamerikanischen Ländern verschiedene Bedeutungen. Zu diesem Thema kann ich euch ein sehr schönes Video empfehlen  (https://youtu.be/eyGFz-zIjHE). Ich weiß nicht, wie ich es ohne jegliche Kenntnisse überlebt hätte. Meine ersten Wochen sind von vielen Erfolgserlebnissen geprägt. Ich lernte jeden Tag neue Wörter und freute mich jedes mal, wenn ich etwas gleich beim ersten Mal verstanden hab. Nach einigen Wochen konnte ich Sätze wie "no entiendo" (ich verstehe nicht) oder "como?" (wie bitte?) nicht mehr hören. Jeder hat sein eigenes Lerntempo. Manche erzählten mir nach dem ersten Monat, dass sie schon komplett alles verstehen und sagen können, andere wiederum sprechen immer noch fast kein Wort Spanisch. Ich versuche stets mich nicht zu viel mit anderen zu vergleichen, denn das kann manchmal ganz schön runterziehen. Für mich persönlich würde ich sagen, dass ich jetzt erst richtig in die Sprache reingekommen bin, also kurz vor der Halbzeit. Bei mir kommt es jetzt wirklich nur auf das Thema an, ob ich mich ausdrücken kann, oder nicht. Es ist klar, dass einem immer mal Vokabeln fehlen, aber das ist normal. Es gibt auch so Wörter, die kann ich mir einfach nicht merken, da muss ich dann immer wieder aufs neue fragen. Aber die Hauptsache ist dass man überhaupt spricht. Von nichts kommt auch nichts. Man muss sich am Anfang schon ein bisschen überwinden, denn ja der Akzent könnte andere zum lachen bringen oder man bekommt Missverständnisse, wenn man anstatt "mir ist heiß" "ich bin heiß" sagt. Aber hey, man muss auch über sich selbst lachen können! Und es entstehen super Insider über die man mit seinen Freunden noch Monate später lacht.
So, mein Akku verabschiedet sich langsam und ich werde mir nun eine andere Beschäftigung suchen müssen. Ich wünsche euch schöne Weihnachten und viele Lacher - vielleicht über Insider.

Ps: Liebe Grüße an meinen tollen Lehrer und Kontaktperson, der sich die Mühe macht meinen Blog zu übersetzen, um ihn zu lesen.


Pauli