Donnerstag, 23. Juli 2015

¡Hola Chile!

Hey da draußen!

Ich sitze gerade in meinem Bungalow, welchen ich mir mit einer Norwegerin, einer Estnischen und einer aus Deutschland teile, und lasse die letzten Tage revue passieren.
Am Dienstag war der große Tag. Mit meinen Liebsten im Schlepptau ging es um 11 Uhr zum Flughafen Tegel. Überraschenderweise war ich nur mäßig aufgeregt, jedoch sehr sentimental. Am Check In musste ich leider ein paar Klamotten aussortieren, da ich 4 kg Übergewicht hatte. Es war sehr schön die anderen Berliner wieder zu sehen und den Rest in Frankfurt natürlich auch. Auch die Flüge verliefen für meine Verhältnisse sehr ruhig. Nach ein paar Stunden des Wartens in Frankfurt stiegen wir in den großen Flieger, der uns über Madrid nach Chile bringen sollte. In Madrid mussten wir dann noch ein letztes Mal warten und ca. Mitternacht starteten wir zu unserem Langstreckenflug. Zum Teil hab ich versucht zu schlafen, was sich als sehr schwierig herausstellte, da ich keine Beinfreiheit hatte und bei jeder Turbulenz zusammengefahren bin. Aber zum Glück hatte jeder einen Bildschirm mit Musik, Filmen und Serien um sich die Langeweile zu vertreiben. Bei der Landung wurden wir für alles entschädigt, denn es bot sich uns ein atemberaubender Blick über die Anden und im Hintergrund den Sonnenaufgang.
Totmüde und voller Neugier kamen wir am morgen in Santiago de Chile an. An einem Buffet warteten wir dann noch auf die anderen Austauschschüler aus den anderen Ländern, um nach dem Essen die Busfahrt zur Orientatión anzutreten. Obwohl ich komplett fertig mit der Welt war, schlief ich nicht eine Sekunde der zwei-stündigen Fahrt durch die Pampa. Ich konnte mich an der Landschaft nicht sattsehen. Die kleinen Dörfer und dahinter die riesigen Berge dahinter zogen mich in ihren Bann.
Der erste Abend der Tagung verlief entspannt. Beim Abendessen konnten wir uns alle schon ein wenig kennenlernen und danach wurden wir auf unsere Zimmer verteilt. Die Anlage hier ist sehr komfortabel. Wenn es nicht so kalt wäre, könnte man auch den Pool hier genießen.
Am Samstag geht es für mich mit dem Bus 500 km weiter in meine Gastfamilie. Ich bin schon sehr gespannt und kann es kaum erwarten, obwohl die Zeit hier auch wundervoll ist ( auch wenn mein Englisch das genaue Gegenteil ist ^^). Trotz aller Ereignisse der letzten Tage, kann ich nicht realisieren, dass ich wirklich in Chile bin und hier auch für ein Jahr bleibe, das ist einfach zu unwirklich.

Ich wünsche euch viele interessante Begegnungen und warmes Wetter.

Pauli

Montag, 20. Juli 2015

Der letzte Tag

Hi an alle da draußen!

Morgen ist es soweit. Um 14:45 Uhr wird mein erster Flieger nach Frankfurt gehen und 18:35 Uhr werden wir mit LAN Chile Deutschland verlassen. Momentan bin ich noch relativ ruhig. Vielleicht bin ich auch einfach fertig vom Koffer packen heute. Überraschenderweise habe ich erstens den Koffer zu bekommen und zweitens musste ich nichts wieder auspacken, weil ich kein Übergewicht hatte. Noch fühlt es sich nicht so an, als würde ich für ein Jahr nicht mehr in meinem Zimmer schlafen, meine Freunde sehen oder mit meinem Fahrrad verpennt zur Schule fahren. Das alles werde ich sicherlich im Flieger erst richtig realisieren können.
Am Freitag konnte ich mein Visum in der chilenischen Botschaft abholen. Danach war ich sehr erleichtert, da ich schon befürchtete die Unterlagen nicht rechtzeitig zu bekommen. Nach ein paar Unterschriften, Fingerabdrücken und Unterlagen hielt ich die Papiere auch schon in meinen Händen. Mein erster Gedanke: Und dafür der ganze Stress? Naja was sein muss, muss sein, nicht wahr? Mit den vollständigen Akten konnte ich auch meine Abschlussfeier am Samstag in vollen Zügen genießen. Danke nochmal für all die süßen Geschenke, Überraschungen und Glückwünsche. Danke Betty, dass du so schön gesungen hast, danke Mama für das Buch, danke Kerstin, dass du uns deinen tollen Garten zur Verfügung gestellt hast und auch ein riesiges Danke an alle Anderen. Der Abend war wundervoll!
Dem morgigen Tag blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich freue mich meine Freunde von der VBT wieder zu sehen und mein Abenteuer starten zu können, aber bei mir ist auch nicht freudige Aufregung dabei, ich sag nur Flugangst.

Hoffen wir mal, dass wir alle gesund und munter morgen am Flughafen sind und auch gut ankommen :) Ich wünsche euch viel Mut zu neuen Taten und Fernweh.

Pauli


Donnerstag, 9. Juli 2015

Geduld ist eine Tugend

Hey da draußen,

je kürzer mein Maßband wird, desto weniger kann ich glauben, dass es nur noch wenige Tage bis zum Abflug sind. In 12 Tagen um diese Zeit sitze ich im Flieger nach Madrid? Neee, kann gar nicht sein. Dementsprechend bin ich auch ein wenig über mich selbst überrascht. So wechselhaft war ich schon lange nicht mehr. In 10 min kann sich mein kompletter Gemütszustand bezüglich Chile ändern. Mal kann ich es kaum erwarten, ein anderes Mal zitter ich vor Angst, denn wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich eine große Abneigung gegenüber dem Fliegen hege. Daher zieht mich dieser Gedanke an den Stress am Reisetag oftmals sehr runter und ich habe gar keine Vorfreude mehr. Ich weiß selbst, dass das eine absolute Verschwendung ist, denn Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, aber ich kann mich einfach nicht zusammenreißen. Es ist schon kurios, dass ich mich zur Freude aufrufe, aber das ist die Wahrheit.
Was mich allerdings wirklich sehr freut ist der Kontakt mit meiner Gastfamilie. Am Anfang war es ein bisschen beschwerlich, da meine Email, welche ich an die Familie schrieb, als ich die Adresse bekam, nicht ankam. Das wusste ich jedoch nicht - woher auch – und so machte ich mir viele Sorgen und kam mit vielen Ideen um die Ecke, warum meine Familie denn nicht antwortet.
  • Vielleicht haben sie sich umentschieden und wollen doch keinen Gastschüler mehr aufnehmen
  • Meine Email war unsympathisch geschrieben und jetzt sind sie genervt von mir und wollen einfach nicht zurück schreiben
  • Es gibt in dem Dorf kein Internet (was mich nach längerem Nachdenken echt beunruhigte)
  • Meine Gastfamilie ist unsympathisch und will einfach nicht antworten
    Oder:
  • Jemand in der Familie ist gestorben

Ich war zwei Wochen lang sehr besorgt und hing nur noch diesen Gedanken nach, obwohl es keinerlei Anzeichen für meine Vermutungen gab. Um sicher zu gehen schickten wir dann noch einmal eine Email vom Account meiner Mutter und bereiteten einen nicht virtuellen Brief für die Luftpost vor, für den Fall, dass es kein Internet gibt. Und siehe da – die zweite Email wurde noch an diesem Tag beantwortet und meine Gastschwester schrieb mich auf Whatsapp an. Ich war so erleichtert! Jetzt weiß ich schon mehr über meine Gastfamilie und meine Befürchtungen haben sich alle als vollkommen unbegründet herausgestellt. Jetzt im nach hinein bin ich über meine weit hergeholten Ideen ziemlich belustigt. Also wenn jemand, der das hier gerade liest, dasselbe Problem haben sollte. Hab Geduld. Deine Gastfamilie hat dich aus mehreren Schülern ausgewählt. Sie will wirklich dich und wird sich sicherlich auch nicht umentscheiden. Es kann immer etwas sein weswegen sie vielleicht nicht antworten kann, aber meist steckt nicht so etwas großes dahinter, was du dir vorstellst.
Ich wünsche euch viel Geduld und vorallem Vorfreude auf das, was noch so kommen mag.


Pauli